DeLonghi ESAM 428.80.SB - Perfecta Evo - keine Dampferzeugung, multiple Ursachen / Folgen gefunden

    • DeLonghi ESAM 428.80.SB - Perfecta Evo - keine Dampferzeugung, multiple Ursachen / Folgen gefunden

      Hersteller: DeLonghi | Typ-/Modell: ESAM 428.80.SB - Perfecta Evo | ca. Baujahr: 2020

      Mir wurde übers RepairCafe heute die Maschine vorgestellt. Sie funktioniert im Prinzip normal, macht aber keine Milchgetränke mehr. Der Vorgang wird gestartet , aber es passiert nichts, Display bleibt stehen, lässt sich auch abbrechen.

      Ich habe mich ohne vorheriges Googeln erst mal Stück für Stück vorgearbeitet und dabei folgendes gefunden:
      1. Der Dampferzeuger ist verbogen (wie ich im Nachgang hier schon vielfach auf Fotos gesehen habe).
      2. Der untere Thermoschalter ("318 °C") "spratzt" - schließt nicht richtig. Kalt ist er zu, öffnet aber viel zu früh (~100 °C)
      3. Der NTC hat bei abgekühlter Maschine >85 kOhm (wird so eine Restwärme sein, schätze ~30 °C).
      4. Beim Start eines Milchprogramms passiert wie beschrieben erst mal nichts (außer im Display). Hebele ich am unteren Thermoschalter etwas, so dass er schließt (eine Brückung würde vermutlich das gleiche bewirken) heizt der Boiler auf und die Milcherzeugung startet und arbeitet offenbar normal. Dabei heizt sich der Boiler allerdings auf über 190 °C auf. Anhand der stark schwankenden Leistungsaufnahme vermute trotzdem, dass hier schon ein Regelungsprozess stattfindet.
      5. Wird die Milcherzeugung gestoppt, sinkt die Temperatur sofort wieder.

      6. Messe ich unmittelbar danach den NTC, sehe ich ~2,5 kOhm (also bei >150 °C).
      7. Den zugehörigen Triac hatte ich ausgelötet und geprüft: eine 12V 20W Glühlampe schaltet und hält er an 12V DC mit ca 800 Ohm Gatevorwiderstand in beiden Richtungen. Üblicherweise ist er dann in Ordnung (zumindest hatte ich neulich einen Triac in einem Mielestaubsauger genau so getestet und er hat auch funktioniert).

      Für mich stellt sich das wie folgt dar:
      A) Schon vor Beginn des Milchprogramms (also im normalen Bereitschaftszustand) scheint die Elektronik den Dampferzeuger auf Temperatur bringen zu wollen. Zumindest heizt er so weit auf, dass man auch bei Bezugsbereitschaft das leise Spratzen des Thermoschalters hört. Anscheinend kommt der Dampferzeuger so aber nicht auf Endtemperatur, d.h. der Thermoschalter löst aus, bevor die Elektronik den Strom nach Erreichen der Wunschtemperatur ausschaltet.
      Brücke ich den Schalter ohne Milchprogramm, geht die Temperatur nicht über 130 °C
      B) Beim Versuch eines Milchbezugs wartet die Elektronik ebenso auf das Erreichen der erforderlichen Temperatur bis zum St. Nimmerleinstag (der Besitzer hatte mal 15 Minuten gewartet, mir ist unklar, warum dann überhaupt was passiert ist). Bei Brückung nach 4. setzt der Milchbezug erst irgendwo über 160 °C ein.
      C) Nach 7. und 5. und 4. gehe ich davon aus, dass Triac und Ansteuerung prinzipiell in Ordnung sind (also der Triac ist definitiv nicht "durch").
      D) Die Messwerte des NTC sind für mich eigentlich nicht so daneben, dennoch finde ich sehr fraglich, dass die Temperatur derart hochgeregelt wird.

      Ich habe dennoch keine klare Idee, was genau Ursache und was Wirkung ist.
      - Die Verformung des Dampferzeugers ist Folge einer Überhitzung?
      - Der zu früh öffnende Thermoschalter könnte durch mechanische Verspannung infolge der Verformung bedingt sein, oder er ist ebenfalls eine Folge einer (ein- oder mehrmaligen) Überhitzung?
      - Hat evtl ein doch defekter oder nicht richtig montierter Thermosensor die Elektronik zur Überhitzung getrieben?

      Und:
      Kann es sein, dass der Dampferzeuger von der Maschine auf Temperatur gehalten werden soll (ich habe mal von 130 °C gelesen) und bei Dampfbetrieb aber doch deutlich heißer wird/werden soll?

      "Richtig" würde ich jetzt Dampferzeuger inkl. Thermoschalter und den Thermosensor (NTC) ordern und einbauen. Geht es evtl. doch eine Nummer kleiner und/oder habe ich in meiner Deutung etwas übersehen?

      Auf Input freut sich
      der Pfriemler

      Mechanische Kenntnisse vorhanden: JA | Elektrische Kentnisse vorhanden: JA | Messgerät vorhanden: JA

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Pfriemler ()

    • Pfriemler schrieb:

      Kann es sein, dass der Dampferzeuger von der Maschine auf Temperatur gehalten werden soll (ich habe mal von 130 °C gelesen) und bei Dampfbetrieb aber doch deutlich heißer wird/werden soll?
      Hatte ich noch nicht, kann aber sein dass das Delonghi bei neueren SW implementiert hat

      Pfriemler schrieb:

      Richtig" würde ich jetzt Dampferzeuger inkl. Thermoschalter und den Thermosensor (NTC) ordern und einbauen. Geht es evtl. doch eine Nummer kleiner und/oder habe ich in meiner Deutung etwas übersehen?
      Kleiner geht nicht, ist richtig so. Ich hatte mal bei einer ESAM so einen Fall, dass die Dampfheizung zu heiss wurde. Da hatte auch der Austausch dieser Bauteile nichts genutzt. Ich habe das dann in den Griff bekommen, indem ich den Temperatursensor statt mit normaler WLP mit dieser montiert habe: amzn.eu/d/7miG6ZG
      Gruß Stefan
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    • Danke für die Einschätzung. Die Maschinen sind eben Neuland für mich (hatte bisher nur mit EAM 3000 zu tun). Den Wärmeübergang zum Sensor am Dampferzeuger habe ich mir nicht detailliert angesehen (die Maschine ist inzwischen zum Kaffeebezug wieder beim Nutzer und kommt erst nach Teilelieferung zur Wiedervorstellung), aber so wie der da gewackelt hat, kam es nicht sehr vertrauenserweckend. Für bisher alle Zwecke reichte meine recht einfache WLP eigentlich immer aus, wenn man sie hinreichend gut dosierte. Aber danke für den Tipp - was "gutes" im Hause schadet ja nie.

      Ich suche nochmal weiter zu "richtigen" Dampferzeugertemperaturen.
    • Nur kurz zum spratzeln der Temperatursicherung. Wenn die das macht ist die defekt. Das ist kein reversibler Schalter, sondern eine Sicherung mit einen Metall, das bei entsprechender Temperatur schmilzt und die Verbindung dauerhaft unterbricht. Die Teile sind eine Kinderkrankheit bei DeLonghi und machen sehr oft Probleme.
    • Yep, habe ich inzwischen auch mehrfach gelesen. Komisch ist eben, dass die Temperatursicherung hier tatsächlich sauber schließt, wenn die Maschine kalt wird. Wäre sie offen geblieben, hätte ich ja viel schneller einen Fehler gefunden.

      Ich werde jetzt die Teile ordern und beim Einbau besonders penibel auf den Temperatursensor achten. Dann mit Temperaturkontrolle in Betrieb nehmen und bei drohender Überhitzung lieber gleich abbrechen.
      Bei dieser Maschine sind offenbar auch zwei 318°C verbaut - der 175er wäre wohl auch längst gestorben.
      Die von mir gemessenen 190 im Milchbetrieb sind doch ganz offensichtlich zu viel.
    • Dampferzeuger, Thermosensor und Thermosicherung habe ich heute ausgetauscht, für mich als Nichtprofi einfach. Ich beginne diese Maschinen wegen ihrer Wartungsfreundlichkeit zu lieben.
      Der Dampferzeuger wird nur präventiv beheizt, wenn der Milchbehälter angesteckt wird, sonst bleibt er kalt. Die Temperatur wechselte zwischen 126 und 140 Grad (mit Fühler und Multimeter). Maschine arbeitet einwandfrei, alles funktioniert.

      Der alte Dampferzeuger war mächtig verbogen. In der Skizze habe ich angedeutet, wie schief das Halteblech war, was den NTC gegen die Heizung drückt. Da war ein Spalt von mehr als zwei Millimetern. Dadurch heizte die Maschine zu stark - mehr verbogen - ein Teufelskreis.

      Die Thermosicherung habe ich mir mal angesehen: Tatsächlich ein Stift (Keramik?) mit Kappe und einem Metallpunkt, der plattgeschmolzen war. Habe es spaßeshalber mit Lötzinn "repariert" - funktioniert (mit entsprechender Heißluft löst sie erneut aus), aber der Temperaturwert stimmt natürlich nicht mehr, Schmelzpunkt von bleifreiem Lot ist eher so 215-230 °C. Aber als Notreparatur sollte es gehen.
      Auch der ausgebaute NTC scheint noch normal zu funktionieren. Kommt in die Notreserve.
      Bilder
      • 20230508_154216 RepC RK DeLonghi Dampferzeuger verbogen Skizze Thermo.jpg

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    • Heini-22 schrieb:

      Da ist nicht mit zu spaßen. Wenn dir die Bude deswegen abfackelt, dann hast du Spaß!
      Ich gebe Dir recht insoweit, dass auch in diesem Forum viele Leute unterwegs sind, die noch nicht so gut wissen was sie tun. Aber hier möchte ich auf den Kontext hinweisen:
      a) "Reparatur" in Anführungszeichen bedeutet "Pfusch". Ein dauerhafter Einsatz als Ersatzteil ist ausgeschlossen, vor allem als alleiniger Schutz. Hier befinden sich aber zwei der Sicherungen in Serie.
      b) Pfusch deswegen auch, weil wie von mir erklärt die Spezifikation des Originals nicht eingehalten wird - in diesem Fall aber eher in positive Richtung: Diese Thermosicherungen werden ja durch die Wahl des abschmelzenden Materials "eingestellt". Der (2x) wiederbelebte Thermoschalter löst jetzt also bei niedrigeren Temperaturen aus als das Original. Deswegen ist sowas definitiv sicherer als eine Brücke.

      Es ist - glaube ich - keinen extra Disclaimer wert, dass man im Ernstfall eine Thermosicherung NICHT repariert!

      Die Überhitzung des Dampferzeuges durch Kalk kann aus meiner Sicht nur ein kleiner Beitrag zum Übel sein.
      Auch bei regulärem Wasserdurchsatz wird die Heizung geregelt (gestern so beobachtet per Leistungsmessung), hätte also bei Dauerbetrieb mehr Wärmezufuhr als durch die Dampferzeugung abgeführt wird. Der Temperatursensor sitzt auf dem Wasserkanal. Eine Verkalkung mit verringertem Durchlauf sorgt eher für eine höhere Amplitude der Heizungsschwankungen, wegen des im Vergleichs eher "luftigen" Aufbaus sollte aber die Wärmekapazität nicht so groß sein, dass aufgrund von Wassermangel diese Schwankungen so groß werden, dass die Spitzentemperatur in den Verformungsbereich des Materials kommt. Da müssen schon weit über 300 Grad angelegen haben, sonst wäre ja auch die Sicherung nicht ausgelöst worden. Das schafft also normalerweise nur ein Elektronikfehler, bspw. ein durchgegangener Triac´.
      Hier kann ich mir das nur durch einen fehlerhaften Wärmekontakt des Sensors erklären, was dann zu einer Kettenreaktion führt: Die Verformung folgt ja den anliegenden Kräften der Schläuche (aus meiner Einschätzung), d.h. wenn das Alu weich ist, verbiegt es sich immer genau so hier geschehen. Und die Anbringung sorgt in Folge dessen für einen schlechteren Wärmekontakt und so nimmt das Unheil seinen Lauf...
      Eine Blechklammer, die kraftschlüssig den Wasserkanal umschließt, wäre hier eine bessere Lösung.
      Man kann auch spekulieren darüber, warum früher die zweite Sicherung eine 175er war. Vielleicht hat sie zu oft ausgelöst, dann aber zuverlässiger verbogene Heizungen verhindert. Dass Hersteller ein Produkt an der falschen Stelle optimieren, ist mir in meiner Hobbypraxis leider nur zu oft untergekommen.
      INFO-VIDEO

    Hilfe zur selbstständigen Reparatur von Kaffeevollautomaten (Jura, Delonghi, Siemens u.v.m.)